Ich nehme einen alten Bus, der mich aus Sukothai nach Ayuthaya bringt. Ich werde an der Fahrbahnseite eines Highways herausgeworfen. Meine Karte informiert mich, dass es eine Stunde Gehweg bis zur Stadt ist, zwei bis zu meinem Hostel. Aber natürlich steht eine Reihe von Taxis parat. Weil ich nicht so viel Geld zahlen möchte, nehme ich ein Vespataxi. Jedoch fährt der Taxifahrer anstelle des offiziellen Loups entgegen der Fahrtrichtung auf dem Highway. Er fährt sogar die schmale Auffahrt hinauf um mich dann in den schlimmsten zwanzig Minuten meines Lebens zu meinem Hostel zu fahren. Die Vespa ist deutlich kleiner als meine letzte Mitfahrgelegenheit dieser Art in Kunming (China) und somit muss ich meinen zwanzig Kilo schweren Rucksack auf dem Rücken behalten. In der kurzen Fahrt ziehe ich mir eine Verspannung in der Schulter zu, die sich gewaschen hat. 100 kilo plus Zugkräfte sind einfach zu viel für mich. Ich beschließe dort mein Gepäck für die zweite Hälfte meiner Reise drastisch zu verkleinern. Erst nach drei Thai-Massagen, zwei Mama-Massagen, zwei Flo-Massagen und vier Wochen ist meine Schulter wieder beschwerdefrei. Lesson learned.
Ich steige ab in einem kleinen aber feinen Hostel. Es läuft über vor deutschsprachigen Menschen und somit verbringe ich meinen Tag in den Ruinen von Ayutthaya mit drei Landsmännern und einer Schweizerin. Es ist alles ganz nett, bis mich die drei Jungs fragen, ob ich als ich „so alt war wie sie“ auch so toll gereist bin. Anscheinend sind sie etwas besonderes in ihrem Dorf in der Eifel. Es dauert eine Weile bis ich mich von „so alt wie“ erhole. Das erste Mal in meinem Leben behandelt man mich wie eine alte Frau. Meine gleichaltrige schweizerische Begleitung und ich lachen uns ins Fäustchen und sinnieren darüber, wie wir damals gereist sind. Tatsächlich sind wir damals nicht gereist. Wir haben beide im Ausland gelebt (unserer Meinung nach viiiiiel besser). Aber das interessiert die Jungs schon nicht mehr. Eine komische Bande.
Wir machen eine Bootstour auf dem Kanal, der um den alten Stadtkern führt. Auf ihm tuckern riesige aneinander gekettete Tanker einher. Vorne am Zug ist ein kleines Schiff das die riesigen Tanker abschleppt und hinten ist eins, was sicherstellt dass alle um die Ecken kommen. Ein nicht ganz ungefährliches Taktiermanöver. Entlang des Kanals liegen einige wirklich entzückende Tempel. Einer beherbergt den angeblich größten Buddha Thailands, oder ist es der größte der Welt? Aber so groß ist er dann auch wieder nicht... Von weitem sehen die Tempel toll aus mit ihren vielen kleinen und großen Türmchen. Nur von nahem verlieren sie an Faszination. Die Dekoration ist häufig aus Plastik, die Ornamente und Spiegelchen lieblos an die Fassade geklebt, Sinn und zweck bleibt mir meistens verschlossen. Ich komme dem Thai-Buddhismus nicht nahe. Ganz anders als beim Tibetischen Buddhismus finde ich niemanden der mir meine Fragen beantwortet. Die beiden Varianten des Buddhismus sind in großen Zügen ähnlich, nur in den Details unterscheiden sie sich. Aber um die Details aufzeigen zu können, muss man beide Kennen und aus irgendeinem Grund kriege ich keinen der Mönche die mir Begegnen dazu mir den Unterschied zu erklären.
Bald werde ich von einer Bühne die direkt neben einem besonders alten und zerfallenen Tempel steht, abgelenkt. Auf der Bühne tanzt eine Gruppe von handgefertigten Puppen vor einem recht großen Publikum. Es sind Puppen, wie ich sie bereits auf einigen Plakaten und Autos gesehen habe. Sie scheinen irgendein Maskottchen zu sein. Hier auf der Bühne tanzen sie allerdings gemeinsam mit weniger schönen und weniger handgemachten Puppen herum. Es ist ein internationales Puppenfestival. Hier sind die Philippinen, Thailand, China, Malaysia und Indonesien vertreten, sowie einige andere Länder an die ich mich nicht erinnern kann.
Natürlich sehe ich auch die Königstempel von Ayutthaya. Die Hauptattraktionen weswegen fast alle in Bangkok landenden Touristen in diesem kleinen Ort vorbeischauen: der von Wurzeln umschlungene Kopf Buddhas. Der ist natürlich, genauso wie die zahllosen anderen Buddhas und Turmspitzen, überlaufen von Touristen aus allen Ecken der Welt. Aber wieder fehlt es an Informationen, an Kontext und wieder schleiche ich mich enttäuscht davon.
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