TSCHÜSSIKUSS CHINA

English text
Greetings to London! Jinghong, China

Nach drei Wochen des Grübelns und des Ausharrens geht es endlich weiter. Ich muss mit C. zur Bushaltestelle laufen, um das Ticket zu kaufen, da die Dame hinter dem Schalter Lateinische Buchstaben nicht lesen kann. Nicht einmal meine Übersetzungsapp hilft. Ich kann ihr Informationen zu kommenlassen, aber sie mir nicht. Also gehe ich mit C. zurück. Ich bekomme ein Ticket, das mich zwar nicht bis nach Luang Prabang bringt, aber zumindest über die Grenze nach Laos, zur nächstgrößeren Stadt.

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Am Morgen meiner Abreise schleiche ich mich aus der Wohnung heraus und winke ein Taxi herbei. Hier ist man so wenig an europäische Touristen gewöhnt, dass man mir den normalen Preis nennt. Das überrascht mich immer wieder. Bei der Busstation angekommen, finde ich den richtigen Bus. Es ist ein Minibus mit wenig Platz für Gepäck. Mein Rucksack steht im Flur und versperrt den Ein- und Ausstieg. Langsam machen wir uns auf den Weg in den Süden. Wir halten nur ein oder zweimal unterwegs, um das Dach zu bepacken.

Ich kann es kaum erwarten, weiter zu ziehen. Raus aus China, obwohl es so ein spannendes Land ist. Australien wieder einen Schritt näher zu kommen fühlt sich wunderbar an. Jetzt kommt der leichte Part, der in seiner Leichtigkeit für mich dann doch relativ schwer ist: Touristisch komplett erschlossene Länder, die in meiner Heimat als Paradies verkauft werden. Kulturen, die so an den Ansturm der Touristen gewöhnt sind, dass sie sich eine Schutzmauer gebaut haben, an der 99% des Tourismus vorbei strömt. Es ist einfach von A bis nach B zu kommen, da die Infrastruktur auf den Hauptstrecken für den Tourismus ausgelegt ist. In China ist das ganz anders. Das werde ich vermissen.

Festmahl der Dai Minderheit, Jinghong, China

China war eine Herausforderung. Es ist eine der Kulturen, die sich eigensinnig gegen westliche Einflussname wehrt, beziehungsweise durch sein so fremdes Schriftsystem immun dagegen scheint. Die Kulturen hier sind so weit weg von meiner, dass ich mir sicher bin, ich habe einige Fehler gemacht, die von mir unbemerkt geblieben sind. Aber damit muss ich mich abfinden. Darum geht es schließlich auch ein bisschen. China wird mir in großen Teilen noch lange ein Rätsel bleiben. Vielleicht fange ich irgendwann einmal an, Bücher über dieses Land zu lesen oder ein paar Schriftzeichen zu lernen. Aber wahrscheinlich ist das nicht. Es beeindruckt mich, wie weit ich reisen musste, bis ich wirklich nicht mehr kommunizieren kann. Denn die Menschen die ich getroffen habe, sind nicht gewohnt mit Zeichensprache zu verhandeln (bzw. verwenden eine andere Zeichensprache). Kann ich es nicht sagen oder schreiben, bleibe ich meistens unverstanden.

***

Mit einem Rucksack voller Tee, Tiger Balm und anderen Heilmitteln, tuckere ich die 150 km gen Grenze. Mit viel Vorfreude und etwas Traurigkeit schultere ich mein schweres Gepäck und laufe vom Betonbau zum Gold bemalten Grenzposten. TSCHÜSSIKUSS China und ab nach Laos.

 

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