ZURÜCK IN BANGKOK

English text
Der Königliche Palast, versteckt hinter einer Mauer und einer Paywall die es in sich hat, Bangkok, Thailand

Der Rückflug von Rom nach Bangkok läuft wie am Schnürchen. Nur habe ich eine dicke Erkältung aus Europa mitgebracht und ich bin mir sicher, als wir nach zehn Stunden aus dem (zweiten) Flugzeug aussteigen, habe ich ihn an alle anderen weiter gegeben. Ich weiß nicht, wie ich es vom Flughafen bis zu meinem Hostel geschafft habe, aber ich bin vier mal eingeschlafen in den zwei verschiedenen Metros und dem Bus zu meinem Hostel. Für zwei Tage bleibe ich in meinem Mietbett liegen und schaffe es nicht einmal, zum vorzüglichen Frühstück nach unten zu gehen. Aber, obwohl ich mich nicht bewegen kann, kommt mir der Gedanke nach Hause zu wollen, nicht. Ich bin hier. Augen zu und durch. Auch wenn es sich anfühlt, als würde ich sterben.

Am dritten Tag gebe ich mir einen Tritt in den Hintern, nehme eine der im letzten Winkel meiner Reiseapotheke gefundenen, aus Russland stammende Erkältungstabletten und bewege mich zum Arzt. Natürlich nicht, um etwas gegen meine Erkältung zu holen, sondern um dem australischen Staat zu beweisen, dass ich weder Krebs habe, noch schwanger bin oder mit irgendeiner anderen ansteckenden Krankheit die lokale Bevölkerung gefährde. (Ja, ich war sechs Monate in Russland, nein, ich habe keine Gefängnisse besucht, nein ich habe keine Tuberkulose, ihr wollt einen Beweis? Klaro, ich zieh mein Shirt aus und ihr macht ein Foto. Enjoy.) Visumsprozesse sind inzwischen zur Normalität geworden und dennoch fühlt es sich nie gut an, mit einem Staat zu kommunizieren. Von außen fühle ich mich wie ein Bittsteller. Oft beginne ich deshalb die Reise in die Länder, die von mir ein Visum verlangen mit etwas Groll im Bauch. Es ist ein Luxusproblem, da ich die Länder die mich durch einen komplizierten Visumprozess jagen an einer Hand abzählen kann und dennoch kriege ich diese Gedanken nicht aus meinem Kopf.

Eine Straße in Bangkok, Thailand

Kaum bin ich wieder gesund, finde ich Anschluss im Hostel. Inzwischen bin ich sehr gut darin, fremde Menschen anzusprechen. Manchmal passt es einfach und somit verbringe ich die nächsten Tage mit zwei anderen allein reisenden Frauen in meinem Alter. Ihre Erzählungen von ihren Leben in Berlin und London erinnern mich vage daran, warum ich losgezogen bin. Zum einen bin ich nicht so ein Spätzünder, wie mich die achtzehnjährigen Backpacker das manchmal denken lassen, zum anderen wissen auch die Menschen die „alles richtig machen“, nicht mehr als ich. Das ist schon OK so wie es ist.

Irgendwann sind meine Tage in Bangkok gezählt, ich lasse mir ein letztes Mal alle Wellnessprozeduren angedeihen, die ich hier zu schätzen gelernt habe und buche das Zugticket nach Malaysia. Der Zug ist überraschend luxuriös, das Bett mit Fenster breit genug für einen Erwachsenen und ein Kind. Die Aussicht ändert sich nicht maßgeblich auf meinem Weg gen Süden. Der Straßenrand ist gesäumt von den allbekannten günstigen Betonhäusern, die schon seit Nepal (mit einer Unterbrechung in China) das Stadt und Landschaftsbild prägen. Erleichtert erkenne ich, dass mich mit meiner Einschätzung, dass ich nichts verpassen werde, richtig liege. Same old, same old.

Nach einer durchgeschlafenen Nacht krümle ich mich aus dem Zug heraus und bahne mir den Weg über eine weitere Grenze und wieder einmal in ein muslimisches Land. Etwas nervös bin ich schon, jedoch legt sich das nach kurzer Zeit. Touristen gibt es auch hier wie Sand am Meer und niemand denkt auch nur im Traum daran, mir ein Kopftuch überzulegen.

 

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