NACH KLAIPEDA, BITTE.

English text
Handgeschriebener Spruch: "Irgendwo im Nirgendwo"

 

Teil 1 von 4

 

Gdansk. Nach drei wunderschönen Tagen in Gdansk bei E & B wusste ich eins sehr sicher: Ich brauchte Einsamkeit und „a room of my own“. Ich musste noch so viel kleines Zeug organisieren, meinen Blog irgendwie dazu bringen, dass er mehr oder weniger von alleine läuft und überhaupt einen Raum haben, in dem ich schreiben kann. AirBnB: Raum gefunden, Zimmer gebucht, voilà! Nächster Stop Klaipeda. Luftlinie zirka 277 km. Mit dem Bus würde ich einmal um Kaliningrad drumherum fahren. Tatsächliche Strecke: 670km. Nicht ideal, aber für Kaliningrad war ich noch nicht bereit. Gemerkt, respektiert und Alternative gesucht. Der direkte Wasserweg war ausgeschlossen. Ich habe im Internet einen Nachtbus gebucht. Ahnungslos wie ich bin, einfach irgendwo.

Ich hatte bereits alle meine Zloti ausgegeben und keine Zeit mehr Geld zu holen. Gerade so noch konnten E & B mich dazu bringen einen Teller vorzüglichen Nudelauflauf mit Spinat zu verzehren (Danke, danke, danke! Das war die letzte richtige Mahlzeit für die nächsten 72 Stunden), drückten mir noch schnell 5 Zloti für den Bus in die Hand und dann sprang ich los. Mein Bus würde um 19 Uhr am Busbahnhof auf Steig 11 abfahren. Keine Ahnung, wo das war. Der Bus zum Bahnhof brauchte länger als normal, irgendwie logisch – Rush Hour. Ich wurde langsam nervös. Mir ging so einiges durch den Kopf auf dieser Busfahrt. Vor allem war ich froh, alleine zu sein. Trotz aller Nervosität wusste ich, dass WENN ich zu spät komme, wenigstens nur MIR Probleme daraus entstehen würden. Ich hätte niemandem etwas mit meiner Ungeplantheit versaut oder ihn in Panik versetzt. Obwohl, so schlecht geplant war das alles gar nicht... Ich hatte schließlich für den 25 minütigen Weg zum Busbahnhof ganze 40 Minuten einberechnet. Dass der Stadtbus 5 Minuten zu spät war und so viel länger brauchen würde als normal: Naja, meine Güte!

Am Busbahnhof folgte ich einfach einer Gruppe von aufgeregt sprechenden Jugendlichen, die es auch eilig zu haben schienen und gingen immer genau in die Richtung, in die ich tendenziell gegangen wäre. Und es war wunderbar, sie gingen zum selben Bus wie ich. Die slawischen Sprachen konnte ich nur mit großer Schwierigkeit auseinanderhalten. Ich dachte, es seien Polen, aber es waren Ukrainer und Russen. Ein wilder Mix. Beim Bus angekommen, stellte sich heraus, dass dieser Bus am richtigen Steig abfuhr, aber nicht nach Klaipeda, sondern nach Kaunas und dann Vilnius fuhr. Er könnte mich ins richtige Land bringen, aber zum richtigen Ort müsste ich mitten in der Nacht umsteigen und 1-2 Stunden in einer fremden Stadt am Busbahnhof warten. Toll. Genau das, was ich vermeiden wollte. Die Busfahrer schauten sich meine Ticket an, schüttelten den Kopf und verfluchten mich auf Polnisch. Sie wollten los und sagten, steig einfach ein. Ich war etwas ratlos.Sollte ich in einen Nachtbus steigen, der mich um 5 Uhr irgendwo absetzt und überhaupt nicht dahin fährt, wo doch in meinem Ticket tatsächlich steht, dass es einen direkten Bus geben soll? Die Ukrainer und Russen scharten sich um mich, um für mich zu übersetzen. Der polnische Busfahrer, ein Ukrainer der Polnisch und eine Russin die Englisch konnte, schafften es in reinstem babylonischen Sprachgewirr zu kommunizieren, wo das Problem lag. Ich hatte mich bereits entschieden. So what! Rein ins Abenteuer. Der Ukrainer hatte einen Schutzinstinkt für mich entwickelt und fand es nicht mit seiner Ehre vereinbar, eine junge Frau in einen Nachtbus ins Nirgendwo zu schicken. Er riet mir stark davon ab, erzählte mir, dass der Busfahrer auf jeden Fall verrückt sei und war sprachlos, als ich trotzdem einstieg. Ich hatte entschieden, dass am Ende jedes Nirgendwo ein Irgendwo ist. Außerdem war in letzter Sekunde eine junge und sehr hübsche Frau dazugekommen, die Polnisch verstand und Englisch sprach. Ich habe sie nie gefragt, aber ich glaube, sie war Lettin und im Zweifel konnte sie mir übersetzen, was die Busfahrer mir sagen wollten.

 

(die Geschichte geht weiter.)

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Comments: 5
  • #1

    Diana (Tuesday, 15 November 2016 23:22)

    Das passt sehr gut, zu Deinem Planungstalent und ich denke, Du bist dann in Finnland gelandet?
    Ich freue mich auf Deine Fortsetzung!!! Mache weiter so, Oma.

  • #2

    Bella (Wednesday, 16 November 2016 10:15)

    Liebe Oma, Im Moment bin ich in Finland, aber bis ich (auch auf dem Blog) da ankomme vergeht noch eine ganze Weile. Das ist alles in der ersten Reisewoche passiert. Liebe Grüße nach Hamburg!

  • #3

    diana (Wednesday, 16 November 2016 13:47)

    Liebe Isabelle, ich habe gerade Deine Fortsetzung gelesen und ich müß schon sagen mutig, mutig. Sehr gespannt bin ich auf Deine Fortsetzung und auch stolz, daß ich nun weiß, wie die Antwort geht ,auf Deine Webseite!!! Ich freue mich über Deinen flüssigen Schreibstil und daß Du keine Längen darin hast.
    Bin gespannt, wie es weiter geht. Alle guten Gedanken, an Dich,Oma.

  • #4

    yvokiwi (Wednesday, 16 November 2016 19:50)

    Nett, eure Korrespondenz. Eine internette Großmutter von 80 Jahren (Eigentlich müsste man Urgroßmutter sagen), das ist auch schon was. Darauf kannst du stolz sein,

  • #5

    Bella (Thursday, 17 November 2016 11:41)

    "internette Großmutter" (Mama, ich kringel mich am Boden, und bei mir bleibt sie immer Oma, auch wenn die nächste Generation schon klopft.)

    Oma: Super, dass das jetzt klappt! Mittwochs und Samstag kommen immer neue Texte, damit kannst du dich schon darauf einstellen, wann es sich wieder lohnt den PC anzuschmeißen. Vielen Dank für die guten Gedanken! Gruß & Kuss