Posts tagged with "Armenien"
Ich lerne, mich zielstrebig und sicher in der Stadt zu bewegen, springe von Maschrutka zu Maschrutka, fahre in die falschen Ecken, drehe wieder um. Ich folge meinem eigenen Kompass, frage so gut wie nicht nach dem Weg und lebe mit den daraus resultierenden Umwegen. Ich lerne, mich zwischen den Autos hindurch zu schlängeln, lerne wo ich hinschauen und worauf ich achten muss, bis ich auch ohne Musik auf den Ohren weiß, welche Geräusche ich ignorieren kann.
Ich war mir sicher, Armenien würde es schwer haben. Aber tatsächlich ist meine Begeisterung für dieses Land sehr langsam gewachsen.
Am Sewan See bleibe ich genau vier Stunden. Dann beschließe ich entgegen meines ursprünglichen Planes weiterzuziehen. Eigentlich wollte ich hier zwei Nächte wild campen, den spektakulären Sonnenauf und -untergang an diesem einmaligen Ort auskosten, mir Zeit nehmen und durchatmen. Wie in Georgien.
In Dilijan spreche ich mit keinem, reagiere nicht auf das allgegenwärtige Gehupe der vorbeifahrenden Männer und stampfe mit all meiner Wut im Bauch los in den National Park. Erst als mir ein junger schwarzer Wildhengst über den Weg läuft, der nervös und mit respektvollem Abstand versucht, mir auszuweichen, versöhnt sich etwas in mir mit dem anderen Geschlecht. Ich weiß ja, die Guten gibt es überall.
Wut. Jedes Wort im folgenden Text ist getränkt von Unverständnis und Wut. Auch zwei Wochen nachdem ich ihn geschrieben habe, kann ich sie noch frisch in meinem Bauch fühlen. Ich lasse diesen Text so stehen wie er ist, weil es beim Reisen zu solchen Situationen kommt.
Alaverdi ist eine kleine Stadt im Norden Armeniens. Sobald ich aus dem Bus aussteige, merke ich, das hier ein anderer Wind weht. Alle schauen mich an und in kürzester Zeit haben mich vier der ungefähr zehn Taxifahrer am Platz gefragt, wo ich hin will.